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Es ist Zeit, ein Zeichen zu setzen

 

Für gewöhnlich setzen wir zu Beginn der Fastenzeit ein Zeichen: das Aschenkreuz.

Aufgrund der Pandemie blieb dieses Zeichen nun aus. Das uns für gewöhnlich auf die Stirn gezeichnete Aschenkreuz erinnert uns an die Vergänglichkeit und mahnt uns den Blick auf das Evangelium zu richten und daran das eigene Leben (neu) auszurichten.

Die aus den geweihten Palmzweigen des vorherigen Jahres gewonnene Asche ist Zeichen für die Vergänglichkeit, die Umkehr und die Erneuerung. Streute man früher in die Waschlauge Kohlenasche so war ein Mittel zur Reinigung von weißen Leinentüchern hergestellt. Neues Leben und fruchtbarer Boden entstand nachdem man die Stoppelfelder abbrannte.

Wir können uns zu Beginn der Fastenzeit die Frage stellen, was wir in unserem Leben dem Feuer übergeben möchten, um zu neuem Leben zu gelangen? Worauf können und wollen wir verzichten für einen lebendigen Neuanfang, für Wachstum?1

Die Pandemie regt uns an kreativ zu sein und die Sinne auf neue Weise anzusprechen. So entstand die Idee ab Aschermittwoch für die gesamte Fastenzeit in den Kirchen Mariae Himmelfahrt, Herz Jesu und St. Kilian große Spiegel in den Kirchen aufzustellen, welche beschriftet und mit einem grauen Kreuz versehen sind. Wir laden ein bewusst davor zu stehen und dieses Zeichen zu bedenken - im Symbol, im Wort, im eigenen Betrachten.

Im Spiegel schauen wir uns selbst an. Manche zügig und flüchtig, andere verweilen morgens gerne lange davor bis sie fertig gestylt sind. Spiegel verraten uns selbst unser Erscheinungsbild, was wir selber in dem Maße nicht erfassen können. Manche Menschen meiden Spiegel, weil sie unzufrieden mit ihrem Äußeren sind. Wer sich selbst nicht akzeptiert, wird sich nicht gerne ansehen wollen. Wer mit sich zufrieden ist und sich liebt, dem wird es leichter fallen davor zu verweilen. Ich kann entscheiden, ob ich in ein freundliches oder ein muffeliges Gesicht schaue. Ich kann mich selbst anlächeln und mich an mir selbst freuen. Durch Frontkameras an den Mobilgeräten haben wir die Gelegenheit uns selbst auf einfache Weise zu fotografieren, mit sogenannten Selfies. Seit der Pandemie verbringen einige Menschen viel Zeit in Videokonferenzen und sind noch häufiger mit dem eigenen Anblick beschäftigt (interessante Anmerkung aus einem letztens gehörten Radio-Interview bei WDR 2: die Nachfragen bei Schönheitschirurgen sind seit der Pandemie gestiegen. Man wünscht sich die Straffung der Augenlider und die Beseitigung des Doppelkinns. Vielleicht lässt sich das auch schon mit einer besseren Kamera-Einstellung ins bessere Licht rücken? :-)). Vor dem Spiegel setzen wir unsere im übertragenen Sinne „Masken“ ab. Masken, die wir nutzen, um unsere Ziele zu erreichen, unsere Schwächen zu verdecken – vor unseren Mitmenschen und vor Gott.

Wenn wir dazu einladen, vor den Spiegeln zu verweilen, dann verweisen wir nicht nur auf den ersten Blick oder das äußere Erscheinungsbild. Vielmehr geht es darum, was wir mit unserem Leben spiegeln. Es geht darum, was wir sichtbar machen mit unserem Leben.

Über den Hl. Franziskus und die Hl. Klara sagt man, dass sie Spiegelbilder der Liebe Gottes waren. In ihrem Leben zeigte sich die Güte und Freundschaft Gottes zu seiner Schöpfung.

Setzen wir in der 40 tägigen Fastenzeit zu Beginn bewusst ein Zeichen, und nutzen wir die Zeit, um zum eigenen Ich zu kommen und richten wir uns auf, selbst die Liebe Gottes zu spiegeln. 

 

Wir wünschen Ihnen und euch eine gesegnete Vorbereitungszeit auf das Osterfest!

 

 

1Vgl. licht werden, Der spirituelle Fastenbegleiter, Erich Purk (Hrsg.), S. 10f.

Bild Aschenkreuz: Citykirche Wuppertal / Bild Spiegel: Frank D. Niemeier